Landeseissportverbände

Die Eistänzer Shari Koch und Christian Nüchtern haben ihre Karriere beendet. Das Eistanz-Paar beschloss bereits im vergangenen Jahr getrennte Wege zu gehen und sich fortan auf die berufliche Laufbahn zu konzentrieren. Ihr größter gemeinsamer Erfolg war die WM-Teilnahme 2019 in Saitama (Japan), einer ihrer schönsten sportlichen Momente die Bronzemedaille bei der Winter-Universiade 2017 in Almaty (Kasachstan).

„Nach 20 Jahren Leistungssport in ein normales Leben zu starten, ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt“, sagt Shari Koch, die langsam in ihrem neuen Kapitel ankommt. Insgesamt zwölf Jahre sind die 27-Jährige und Christian Nüchtern als Eistanz-Paar zusammengelaufen – seit 2008. „Shari war meine erste und einzige Partnerin, mit der es dann professionell wurde“, blickt der 28-Jährige auf die Anfänge zurück. In den Jahren 2011 bis 2013 sind sie dreimal in Folge Deutscher Junioren-Meister geworden und platzierten sich bei Junioren-Weltmeisterschaften zweimal in den Top Ten.

Den erhofften Sprung auf die große internationale Bühne bei den Senioren schafften die Beiden während ihrer dreijährigen Zeit in Mailand (Italien; 2016 – 2019), wo sie bei Barbara Fusar-Poli und Assistenz-Coach Stefano Caruso trainierten. Eines ihrer schönsten Erlebnisse hatte das Eistanz-Paar bei der Winter-Universiade 2017 in Almaty, wo das Duo überraschend Bronze gewann. „Das war ein wirklich tolles Event, und wie eine kleine Trost-Olympiade – wir haben es zu den Olympischen Winterspielen ja nie geschafft“, berichtet Christian Nüchtern.

Shari Koch und Christian Nüchtern bei der EM 2019 in der Kür (Foto: Hella Höppner)

Mit EM- und WM-Teilnahme geht ein Traum in Erfüllung

In ihrer besten Saison 2018/2019 gewannen sie nach zweimal DM-Bronze in den Vorjahren ihren ersten deutschen Titel in der Meisterklasse und starteten anschließend erstmals bei den Europa- und Weltmeisterschaften, wo sie die Ränge 15 und 18 belegten. Für Shari Koch ist mit der EM- und WM-Teilnahme ein Traum in Erfüllung gegangen: „Das Feeling bei diesen großen Wettbewerben, wie auch beim Grand Prix in Helsinki, das waren schon Highlights, die man nie mehr vergessen wird.“ Und auch Christian Nüchtern erinnert sich: „Das war unsere glücklichste Zeit.“

In der folgenden Saison 2019/2020 blieb an ihrem neuen Trainingsort Berlin die erhoffte Weiterentwicklung aus. Von einem großen internationalen Team mit Konkurrenzsituation im Training in Mailand hin zu einem kleinen, jungen Team in der Hauptstadt, das war eine Umstellung. „Wir wollten alle das Gleiche, haben aber keinen gemeinsamen Nenner mehr gefunden“, erzählt Shari Koch über die Zusammenarbeit mit Christian Nüchtern und Trainer Stefano Caruso. „Das Ziel Olympia-Teilnahme ist immer weiter in die Ferne gerückt, was sehr traurig war.“ So beschloss das Eistanz-Paar die lange und erfolgreiche Zusammenarbeit zu beenden.

Das Eistanz-Paar bei der EM 2019 im Kurzprogramm (Foto: Hella Höppner)

Studium statt Neuanfang mit anderem Partner

Beide spielten mit dem Gedanken, es noch mal mit einem neuen Partner zu versuchen, woraus aber aus verschiedenen Gründen schließlich nichts wurde. Mit dem Eistanzen aufzuhören sei für Shari Koch eine sehr emotionale und schwere Entscheidung gewesen, aber letztlich die richtige. Für Christian Nüchtern war es irgendwann keine Option mehr so viel in einen vagen Neuanfang zu investieren. „Ich habe für mich langfristig keine Perspektive mehr gesehen und wollte den Absprung vom Leistungssport in Richtung Berufsleben noch vor 30 schaffen.“

Beide haben jetzt mehr Zeit, ihre berufliche Laufbahn voranzubringen. Christian Nüchtern führt sein Studium der Betriebswirtschaften (Universität in Berlin) derzeit online fort und will nächstes Jahr seinen Bachelor-Abschluss machen. Shari Koch fehlt in ihrem dualen Studiengang Medienwissenschaften und Wirtschaft/Politik/Gesellschaft nur noch die Bachelor-Arbeit. Für die Zeit nach dem Studien-Abschluss gibt es schon Ideen, wie es genau weitergeht ist noch offen.

Mit dem Eiskunstlauf weiter verbunden bleiben

Während Christian Nüchtern auch wegen der Corona-Einschränkungen momentan nicht eisläuft, hilft Shari Koch als Eiskunstlauf-Trainerin beim Berliner TSC aus. Sie hat sich auch für die Trainerausbildung „C-Trainer Breitensport“ angemeldet. „Es macht mir Spaß mit den Kindern zu arbeiten“, erzählt die 27-Jährige. Nebenberuflich den Nachwuchs zu trainieren, kann sie sich gut vorstellen und will auf diese Weise den Bezug zu ihrer Sportart erhalten.

Christian Nüchtern wünscht sich ebenso mit dem Sport in irgendeiner Art und Weise verbunden zu bleiben. „Sei es als Preisrichter oder Technischer Spezialist“, blickt der 28-Jährige in die Zukunft. „Da hätte ich schon wirklich Lust drauf, die Eiskunstlauf-Welt ist eine interessante Welt und ich fühle eine gewisse Verantwortung, mein Wissen dort einzubringen.“ Man wird die Eistänzer also auf oder neben dem Eis sicher wiedersehen.
 

Autor: Pamela Lechner

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